Sonntag, 3. Mai 2020

Glücksbringer in Krisenzeiten


Von Glücksbringern halte ich eigentlich nichts. Dennoch gibt  es
2 Glücks-bringer, die ich unzählige Male in meinem Leben erfahren durfte:
das sind Dankbarkeit und innere Freiheit.

Von beiden handelt der gute alte Psalm 23!

Wenn man diesen Psalm einmal genau auf sich wirken lässt, macht man folgende Entdeckung:Er wurde im Wissen um große Bedrängnis geschrieben.

Das ist erstaunlich, denn auf den ersten Blick scheinen uns die Worte des Psalms aus einer Welt zu sprechen, die von Sorgen, Mühe und Leid nichts zu wissen scheint - von saftigen Wiesen und frischem Wasser ist da die Rede.

Aber nichts wäre verkehrter, als anzunehmen, der Psalm würde von einer heilen Welt sprechen.
Derjenige, der diese Zeilen geschrieben hat, stand keineswegs immer auf der Sonnenseite des Lebens, sondern wußte um schwere Krisen. Deshalb zeigt uns der 23. Psalm, wie jemand mit großer innerer Freiheit und dem Blick auf die richtigen Dinge sein Leben in den Griff bekommt.

Äußere Freiheit: Die können wir uns in unserer von Krisen, Macht und Gegeneinander durchsetzten Welt nicht immer aussuchen.
Daher ist zu allererst die innere Freiheit von größter Bedeutung.
Die innere Unabhängigkeit von äußeren Umständen, die oft nur bedingt veränderbar sind.

Oft ist es geradezu erst die innere Freiheit, die uns in die Lage versetzt, die äußeren Umstände in einem anderen Licht zu sehen oder gar zu verändern. Diese innere Freiheit ist es, mit der wir auf dieser Welt wirklich lebensfähig und krisenfest werden können.

Wir haben es doch Jahrzehnte lang selber erlebt, dass trotz größter äußerer Freiheit so viele Menschen innerlich gebunden sind, dass sie die Schönheit der Welt und die äußere Freiheit gar nicht genießen können.

Bei David, dem Beter des 23. Psalms, ist es umgekehrt:
Er kennt und erlebt äußerliche Bedrängnis, aber er hat eine unerschütterliche innere Gewissheit: Gott ist mein Hirte - mir wird nichts fehlen.

Da mag man sich fragen, wie einer, der in Bedrängnis lebt und ein Gebet spricht, vom frischen Wasser und von saftigen Weiden redet, die ihn umgeben? Wieso formuliert er sein Gebet so,  dass man auf den ersten Blick meint: Dem geht es doch gut!?

Ich glaube, dass dahinter eine tiefe Weisheit steckt: Gerade in Zeiten der härtesten  Not vergisst der Beter nicht, was Gott kann und was Gott für ihn bedeuten will.

Diese Bezogenheit auf Gott ist ein unschätzbarer Schlüssel, wenn es darum geht, Krisen auszuhalten und zu überwinden:
Sich auf Gott besinnen, das ist der wichtigste Schlüssel zur Freiheit.

Ein Mensch, der nur von sich selber her denkt und von sich aus alles in den Griff kriegen will, wird niemals frei, jedenfalls nicht im innerem Sinne.

Darum ist es wichtig, gerade in schwierigen Zeiten seinen Blick nicht gefangen nehmen zu lassen von all dem Negativen, das einen umfängt,

Leicht fällt das nicht, aber ein erfülltes Leben ist weniger eine Gefühlssache als vielmehr mit der Frage verbunden: Worauf richte ich meine Aufmerksamkeit, wohin richte ich meinen Blick?

Jemand sagte einmal: Du wirst das (werden), was du (häufig) anschaust!

Lasse ich mich von der Angst des Negativen inspirieren, das mich gerade gepackt hat, oder kann ich mich inmitten des Bedrohlichen auf Gott besinnen und ihm vertrauen, dass er schon schwierigere Dinge gelöst hat?

Das Leben beinhaltet beides: grüne Wiesen und dunkle Täler, gute und böse Tage. Und oft liegt beides nahe beieinander: ein voll gedeckter Tisch und gleichzeitig Situationen, die mir das Leben schwer machen. Der Blick auf Gottes Hilfe und Versorgung gibt uns die Kraft, die schweren Zeiten zu überstehen. Dieses Vertrauen auf Gott ist der wichtigste Schlüssel zur Freiheit.

Archimedes, der wohl bedeutendste Mathematiker der Antike, sagte einmal: Gebt mir einen festen Punkt und ich werde die Welt aus ihren Angeln heben!

Er meinte dies ganz wörtlich: Mittels der Hebelgesetze wollte er buchstäblich den ganzen Globus in Bewegung setzen. Alles, was er dazu bräuchte, sagte er, sei ein fester Punkt im Weltall und ein entsprechend langer Hebel.

In übertragenem Sinn gilt das für unser ganzes Leben: Wenn wir den richtigen Haltepunkt haben, können wir unglaublich viel tragen - und sogar bewegen.

In guten Tagen erscheint uns das freilich nicht so notwendig. Freiheit heißt dann für uns, uns frei bewegen zu können auf der Welle, die uns gerade angenehm trägt.

Freiheit aber in bösen Tagen – was heißt das? Freiheit in bösen Tagen bedeutet: Trotz aller widriger Umstände durchgetragen werden - und sogar etwas bewegen können.

Darum hängt in bösen Tagen geradezu unsere Existenz davon ab, einen festen Punkt zu haben, von dem aus wir all dies bewerkstelligen können.
Der 23. Psalm bietet dem Glaubenden als archimedischen Punkt eine zentrale und unumstößliche Gewissheit an. Diese unumstößliche Gewissheit lautet: Du HERR bist bei mir! Von diesem Satz aus ist der Beter offensichtlich in der Lage, sein Ergehen zu tragen und sein Leben zu gestalten.

Wer diesen Fixpunkt in seinem Leben hat, für den wird es zweitrangig, ob er sich gerade auf einer grünen Wiese am frischen Wasser befindet oder in einem dunklen Tal. Natürlich ist das erstere angenehmer!
Aber – jemand sagte einmal: Christen gehen lieber mit Gott durch das dunkle Tal als ohne Gott durch grüne Auen.

Der Beter des 23. Psalms sagt: Ich gehe zwar durchs dunkle Tal, aber ich habe keine Angst! Warum hat er keine Angst?  Weil er einen Fixpunkt hat! Er weiß: Gott ist bei ihm. Dieser Gott führt ihn nicht an den dunklen Tälern vorbei - er führt mitunter gerade in sie hinein.
Aber das Tröstliche: Er führt durch die Dunkelheiten hindurch,
lässt die Seinen nicht los und führt sie auch wieder heraus.
Darum kann der Psalmist sagen: Gott ist mein Hirte, mir wird nichts fehlen.

Und dann noch der letzte Vers: Gutes und Wohlwollen werden mich mein Leben lang begleiten! Das ist kein Schönreden der Probleme, das ist Glaubensgewissheit.

Wer weiß, dass Gott bei ihm ist, braucht vor nichts und vor niemandem mehr Angst zu haben. Er hat den Haltepunkt gefunden, von dem aus er seine Welt neu gestalten kann. Ein solcher Mensch ist wahrhaftig frei.
Der Gott der Bibel führt immer in diese Freiheit!

Und da ist er noch mal – der gute Psalm 23:

Gott, der HERR, ist mein Hirte.
Darum wird es mir an nichts fehlen.

Er weidet mich auf saftigen Wiesen und führt mich zum klaren Wasser,
Er erfrischt meine Seele und zeigt mir den richtigen Weg
- so, wie er es versprochen hat,

Obwohl ich durch manch finsteres Tal hindurch muss, habe ich keine Angst - weil DU bei mir bist. Dein Hirtenstab macht mir Mut.

Du deckst für mich einen reichgefüllten  Tisch, selbst dann, wenn mir die Probleme über den Kopf wachsen.

Du überschüttest mich mit deinem Segen und füllst meinen Becher bis zum Rand.

Viel Gutes und Dein ganzes Wohlwollen werden mich mein Leben lang begleiten - und ich darf für immer bei Dir bleiben.


Donnerstag, 9. April 2020

Was ich in diesem Jahr zu Karfreitag denke...



...Karfreitag war bereits damals ein Tag, an dem für eine Gruppe von Menschen
alles auf Null gefahren wurde: Menschenwürde, Hoffnung, Glaube, Vollmacht.
Die Jünger waren am Ende ihrer Existenz. Da war nichts mehr übrig von der Herrlichkeit Gottes auf Erden, von den Wohltaten des heilenden Messias, der 3 Jahre lang umher ging und Gottes Gegenwart mit sich führte.

Den gotterfüllten Zeiten brachte Karfreitag ein jähes Aus, das Ende der Vision vom Reich Gottes.
Und Jesus selbst scheint diese zuletzt entschwunden zu sein, wenn er ausruft, vielleicht schreit: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!?

Alle Möglichkeiten auf Null! Der Mächtigere hat im Namen politischer und religiöser Kräfte gesiegt. Endlich ist der angeblich allmächtige Gott, der diese schwache Welt hervorgebracht hat,
ein für alle Mal disqualifiziert.

Karfreitag zeigt ganz unumwunden die wahren Kräfte, die unsere Welt steuern. Die Macht der Selbstgerechtigkeit ist überwältigend, ihre mitleidlosen Siege werden überall gefeiert.

Das Dramatische dabei: selbst Gott setzt der Zerstörung nichts entgegen.
Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe bleiben die gedemütigten Verlierer.
Wie absolut unvereinbar ist Karfreitag mit einem allmächtigen Gott, der die
Möglichkeit hätte, Leid zu verhindern.

Warum lässt er das zu!?

Sogar hier, wo die geballte Ladung menschlicher Zerstörungsmacht sich gegen
ihn selbst richtet und sich am eigenen Schöpfer entlädt!?

Warum lässt er es zu, dass er als der Ohnmächtige missbraucht wird!?

Wie kann es sein, dass die Ursprungskraft des Lebens selber zum Todeskandidaten wird!?

Das Statement der Schrift lautet beharrlich: Er tat es für uns!

Aber das muss man erst mal verstehen!

Denn hier verdreht sich die gesamte Logik der Welt in ihr Gegenteil.
In wohl einem einzigen Bereich unsres Lebens kennen wir so etwas: Liebe verdreht manchmal die Logik, die wir erwarten, in einer ganz unerwarteten Richtung.

Der Logiksprung an Karfreitag besteht darin, dass es Gott wichtiger ist, uns nicht zu verlieren,
als darauf zu pochen, dass er im Recht ist und uns in unserer Schuld verenden lässt.

Wahre Liebe ist nicht gerecht.
Sondern sie verzichtet auf ihr Recht, um zu zeigen, wie ernst sie es meint mit einer Beziehung,
die wieder geheilt werden kann.

Genau das zeigt Jesus am Kreuz: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.

An Karfreitag zeigt sich die letzte Entschlossenheit der Liebe Gottes zu uns.
Einer Liebe, die das Leiden annimmt, das ihr von den eigenen Leuten zugefügt wird
- weil sie zur Erfüllung durchdringen will.

Die Emmausjünger wurden gefragt: Musste nicht Christus leiden, um zu seiner Herrlichkeit einzugehen?

Was ist mit dieser Herrlichkeit gemeint?

Es ist nichts weniger gemeint, als dass er die Ewigkeit mit uns verbringen will.

Mit jedem, der hört,
mit jedem, der glaubt,
mit jedem, der auf seine Liebe antwortet.

Für Gott wäre es keine vollkommene Herrlichkeit, wenn wir nicht dabei wären. Und er leidet unter jedem, der nicht mitkommt.

Karfreitag ist ein Tag der Entscheidung.

Der endgültigen Entscheidung Gottes für uns.
Und die wird besiegelt mit dem Ostermorgen.

Ich glaube, das nennt man Erlösung.

Old School Gospel:
https://www.youtube.com/watch?v=2QjbglDdPO8
https://www.youtube.com/watch?v=3Sz9w8pUrpM





Dienstag, 31. März 2020

Schutzfaktor NR. 1



Geborgen unter dem Schutz Gottes...

Psalm 91

1 Wer unter dem Schutz des Höchsten wohnt,
darf bleiben im Schatten des Allmächtigen.

* Wenn man versucht, in diesen Eröffnungsvers hinein zu hören, um genau herauszufinden, was der Psalmist eigentlich ausdrücken will, fällt auf, dass die Worte ‚wohnen’ und ‚bleiben’ offenbar das Zentrum der Botschaft bilden. Vordergründig könnte man meinen, es sei der Schutz, den Gott gibt, der am wichtigsten ist – sicher! Aber ich denke, der Psalmist will betonen, dass es entscheidend ist, wo man sich befindet: wer bei Gott wohnt, dh. bei Gott zu Hause ist, wer sein Heimatrecht, seinen Hauptwohnsitz in der Gegenwart Gottes hat und in seiner Einwohnerliste eingetragen ist, wer zu seinem Haushalt gehört - der genießt die Schutzhoheit seines Herrn und kann sich damit absolut sicher fühlen.
Er weiß gewissermaßen: Wenn der Herr das Tor schließt, kommt niemand rein, es bleibt definitiv zu für Kräfte der Zerstörung. Denn mein Herr ist der Höchste, der Allmächtige, der persönlich Verantwortung übernimmt für die, die bei ihm wohnen.
Sicherheitsfaktor Nr.1 also: mit dem inneren Menschen seinen Hauptwohnsitz fest beim Herrn zu haben!

* Im 2. Teil wird das Bleiben im Schatten Gottes benannt. Das könnte meinen, dass der Schatten als vielleicht schattenhafte, aber dennoch ganz reale, schützende Gegenwart Gottes zu verstehen ist, die auch dahin mitgeht, wo man sich hin bewegt – gemeint wäre also nicht nur ein stationärer Schutz, bei dem man sich nicht bewegen darf, sondern ein Schutz, der auch dann wirkt, wenn man sich in die Aufgaben des Lebens hinein begibt.
Meint also: wenn man zu Gottes Haus gehört, geht seine Gegenwart als Schutzmacht mit, wohin wir auch unterwegs sind.

Und jetzt wird in vielfältigen Facetten aufgezählt, wie sich Gottes Schutzschild realisiert:

2 Darum sage ich zum Herrn: »Du bist meine Zuflucht und meine sichere Festung,
 du bist mein Gott, auf den ich vertraue.«

3 Ja, ... er bewahrt dich vor der tödlichen Pest.

4 Er deckt dich schützend mit seinen Schwingen, unter seinen Flügeln findest du Geborgenheit. Seine Treue gibt dir Deckung, sie ist dein Schild, der dich schützt.

5 Du brauchst dich nicht zu fürchten vor dem Schrecken der Nacht oder vor den Pfeilen, die am Tag abgeschossen werden,
6 nicht vor der Pest, die im Finstern umgeht, nicht vor der Seuche, die mitten am Tag wütet.

9 Denn du ´hast gesagt`: »Der Herr ist meine Zuflucht!«
Den Höchsten hast du zum Schutz dir erwählt.

14 ´So sagt nun der Herr:`»Weil er mit ganzer Liebe an mir hängt, will ich ihn befreien; ich hole ihn heraus aus der Gefahr, denn er kennt meinen Namen.

15 Wenn er zu mir ruft, werde ich ihm antworten. In Zeiten der Not stehe ich ihm bei, ja, ich reiße ihn heraus und bringe ihn zu Ehren.

16 Ich schenke ihm ein erfülltes und langes Leben und zeige ihm, wie ich Rettung schaffe.«

Wer den ganzen Psalm liest, wird noch weitere Ausführungen entdecken...

Es werden vor allem 2 Kriterien für wirksamen Schutz genannt:

Bin ich in der Gegenwart Gottes zu Hause, und hänge ich mit meiner Liebe an ihm?



Mittwoch, 25. März 2020

bitterer Ernst, wenns passiert...


Julian Urban 38 Jahre alt - Arzt in der Lombardei

" Niemals in meinen dunkelsten Albträumen habe ich mir vorgestellt, dass ich sehen und erleben könnte, was hier in unserem Krankenhaus seit drei Wochen geschieht. Der Alptraum fließt, der Fluss wird immer größer und größer. Am Anfang kamen einige von ihnen, dann Dutzende und dann Hunderte, und jetzt sind wir keine Ärzte mehr, sondern wir sind zu Sortierern auf dem Band geworden, und wir entscheiden, wer leben und wer zum Sterben nach Hause geschickt werden soll, obwohl all diese Menschen ihr ganzes Leben lang italienische Steuern gezahlt haben.

Bis vor zwei Wochen waren meine Kollegen und ich Atheisten; das war normal, weil wir Ärzte sind und gelernt haben, dass die Wissenschaft die Gegenwart Gottes ausschließt. Ich habe immer über den Kirchgang meiner Eltern gelacht.

Vor neun Tagen kam ein 75 Jahre alter Pastor zu uns; er war ein freundlicher Mann, er hatte ernsthafte Atembeschwerden, aber er hatte eine Bibel bei sich, und wir waren beeindruckt, dass er sie den Sterbenden vorlas und ihre Hände hielt.

Wir waren alle müde, entmutigt, psychisch und physisch erschöpft, als wir Zeit hatten, ihm zuzuhören. Jetzt müssen wir zugeben: Wir als Menschen sind an unsere Grenzen gestoßen, mehr können wir nicht tun, und jeden Tag sterben mehr und mehr Menschen. Und wir sind erschöpft, wir haben zwei Kollegen, die gestorben sind, und andere sind infiziert worden.
Wir haben erkannt, dass dort, wo das, was der Mensch tun kann, endet, wir Gott brauchen, und wir haben begonnen, Ihn um Hilfe zu bitten, wenn wir ein paar Minuten Zeit haben; wir reden miteinander, und wir können nicht glauben, dass wir als wilde Atheisten jetzt jeden Tag auf der Suche nach unserem Frieden sind und den Herrn bitten, uns beim Widerstand zu helfen, damit wir uns um die Kranken kümmern können.

Gestern starb der 75-jährige Pastor, der bis heute, obwohl wir hier in drei Wochen mehr als 120 Tote hatten und wir alle erschöpft, zerstört waren, es geschafft hatte, uns trotz seines Zustands und unserer Schwierigkeiten einen FRIEDEN zu bringen, den wir nicht mehr zu finden hofften. Der Pastor ist zum Herrn gegangen, und bald werden auch wir ihm folgen, wenn es so weitergeht.

Ich war seit 6 Tagen nicht zu Hause, ich weiß nicht, wann ich zuletzt gegessen habe, und mir wird meine Nutzlosigkeit auf dieser Erde bewusst, und ich möchte meinen letzten Atemzug der Hilfe für andere widmen. Ich bin glücklich, zu Gott zurückgekehrt zu sein, während ich vom Leiden und Tod meiner Mitmenschen umgeben bin."


Der Wasserstand in meinen Augen steigt - ich konnte die Tränen nicht zurückhalten.
Sind das vielleicht die Märtyrer der westlichen modernen Welt?
Märtyrer heißt Zeuge in lebensbedrohlicher Situation.

****
Offensichtlich hat Markus Söder den Ernst einer solchen Situation allzu klar vor Augen - und vor allem den Mut, das zu benennen, was viele noch verschämt unterdrücken:


Markus Söder, 23. März 2020

Bayerischer Ministerpräsident ruft zum Gebet auf

München (idea) – „Wer gläubig ist, soll beten, dass es Deutschland nicht zu hart trifft.“ Diesen Appell richtete der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in der ARD-Politikrunde „Anne Will“ am 22. März an die Zuschauer.

Neben der Verlangsamung der Ausbreitung des Coronavirus und der Stärkung des Gesundheitssystems sei das Gebet für ihn eine dritte Maßnahme im Kampf gegen die Infektionskrankheit, so der CSU-Politiker. Bereits mehrfach hatte sich der 53-Jährige seit Ausbruch der Pandemie damit auch an Christen gewandt.

Seine Regierungsansprache im Bayerischen Landtag am 19. März 2020 beendete er mit den Worten: „Bleiben Sie gesund! Und für alle, die beten und gläubig sind, so wie ich: Gott schütze unsere Heimat!“

Die in bayerischen Tageszeitungen am Wochenende veröffentlichten amtlichen Bekanntmachungen zu den vorläufigen Ausgangsbeschränkungen in Bayern unterschrieb Söder ebenfalls mit „Gott schütze unsere Heimat“. Damit titelte tags darauf auch „BILD“ einen Beitrag zur Corona-Krise. Nach Günther Beckstein (2007–2008) ist Söder seit 2018 der zweite evangelische Ministerpräsident in Bayern. Von 2014 bis Anfang 2018 war er berufenes Mitglied der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Söder: In der Not an Jesus wenden

Der Ministerpräsident bekennt sich schon lange zu seinem christlichen Glauben. Das Evangelium bezeichnete er als die modernste Botschaft der Welt. Im Interview mit der Internetplattform „promisglauben.de“ im August 2018 nannte Söder die Bibel „faszinierend“. Während heute nur der Starke, Schöne und Reiche zähle, gelte für Jesus Christus jeder Mensch als wertvoll. Jeden Morgen lese er das Andachtsbuch „Die Losungen“ der Herrnhuter Brüdergemeine und besuche einen Gebetskreis. „Die Losungen“ enthalten für jeden Tag ein alttestamentliches Bibelwort (Losung) und ein neutestamentliches (Lehrtext), dazu einen Liedvers oder ein Gebet.

esus Christus sei sein „unmittelbarer Zugang zu Gott“, so Söder. Ganz besonders in der Not dürfe man sich an ihn wenden. Sein Lieblingsbuch der Bibel sei das Matthäusevangelium. Trotz Kritik hielt Söder an seinem sogenannten Kreuzerlass fest. Seit Juni 2018 muss in allen Landesbehörden in Bayern ein deutlich sichtbares Kreuz im Eingangsbereich hängen. Laut Söder ist das Kreuz kein Symbol der Ausgrenzung oder „die Anstecknadel eines religiösen Vereins“. Vielmehr handele es sich um ein Symbol der Nächstenliebe und des Respekts für den Einzelnen.





Samstag, 21. März 2020

das kam mir heute Morgen in den Sinn…


Gott wird von Anfang an als der beschrieben, der Ordnung ins Chaos bringt
- Gott sprach und es geschah.

Das Problem dieser Welt besteht darin, dass er sich damit zurückhält.

Der Grund seiner Zurückhaltung:
Er hat den Menschen das Mandat übertragen, die Schöpfung weiter zu entwickeln: aus Chaos Ordnung zu schaffen, aus Fehlentwicklung Korrektur, aus Krankheit Wiederherstellung, aus Mutation konstruktive Zielanpassung, aus Misslingen ermutigenden Neuanfang – der Mensch hat quasi die Patentrechte sowie die Prokura des Eigentümers.

Aus dieser Eigenverantwortlichkeit des Menschen wurde jedoch Auto-nomie: Selbstregulierung, Selbstbestimmung, Autokratie. Er wählte - wie es im Bild der Bibel heißt - die Frucht vom Baum der Erkenntnis – Ratschläge vom Chef unerwünscht!

Es gab aber noch einen zweiten Baum im Paradies.
Das war der Baum des Lebens. Gott hatte ausschließlich verboten, die Früchte des Baumes der Erkenntnis zu nehmen.
Leider versäumte der Mensch, die Frucht vom Baum des Lebens zu wählen.

Damit war Gott draußen – jedenfalls aus der Welt des Menschen.

Überraschend: Gott nahm die Eigenverantwortlichkeit des Menschen nicht zurück.
Aber er nahm sich selbst zurück.

Damit war der Mensch mit sich allein und versucht seitdem, mit eigenen Regeln dem Chaos Herr zu werden.
Vieles gelingt, weil die Grundausstattung Gottes weiterhin wirkt, aber die nachfolgenden Kriterien wurden selber entwickelt:
Eigenverantwortung entpuppte sich als Eigenliebe,
Selbstständigkeit als Selbstverwirklichung,
lebendige Bezogenheit als Selbstbezogenheit.

Der jeweils Andere im System hat eigentlich immer gestört – zuerst Gott, dann aber auch jeder andere Mensch, der anderes war als man selbst.

Die Folge ist die Welt, wie wir sie kennen – all inclusive:
Genialität und Brutalität, Schönheit und Entstellung,
Vitalität und Krankheit, Kreativität und Uniformissmus.

Wir waren berufen, den Lebensatem Gottes weiter zu tragen, Neues zu schaffen, Defizitäres zu entfalten.

Doch ohne Verbindung zur Zentrale ist das nicht möglich. Gericht – wie es die Bibel nennt - bedeutet, sich selbst überlassen zu sein.
Und sich selbst überlassen sein bedeutet auf Dauer - die Hölle.

Die gute Nachricht:
Gott empfindet weiterhin Verantwortung für seine Schöpfung, die er ja hervorgebracht hat und die er in voller Absicht mit Eigenverantwortung und Freiheit ausgestattet hat.
Bei Gott gibt es nur maximale Lebensqualität – und das ist durch und durch immer all das, was mit Liebe zu tun hat.
Und Liebe ist ohne Freiheit und Eigenverantwortlichkeit eben nicht möglich.
Damit beschränkt Gott sich selbst und seine Allmacht.
Das ist für mich einer der beängstigend wunderbaren Wesenszüge Gottes!

Deshalb zwingt er uns auch nicht auf seinen Kurs, sondern bietet uns an, unter seiner Leitung innerhalb des alten Systems die ursprüngliche Zielstellung neu aufzunehmen.

Das geht nur mit denen, die bereit sind, mitzumachen – freiwillig, offen, korrekturfähig.
Und weil die Grundlagen dieser neuen Entwicklung - lateinisch evolution - die Gott ermöglicht - also personal begründete Evolution - Beziehungsqualität und Bindungsfähigkeit sind, kann der Grundbaustein dieses Aufbauprojektes nur durch einen Begriff angemessen zum Ausdruck kommen: Vertrauen.

Vertrauen ist nie funktional sondern personal. Keine Freundschaft, keine Partnerschaft kann ohne Vertrauen das sein, was sie sein sollte. Das gilt auch in der Beziehung zu Gott. Daher ist Glaube i.e. Vertrauen das Atom des Evangeliums – atomos heißt unteilbar, also ungeteilter Glaube, ungeteiltes Vertrauen.
Anders geht es nicht.

Auf der Grundlage dieser Beziehungsqualität, die sich im Vertrauen ausdrückt, stellt uns Gott eine neue Lebenswirklichkeit zur Verfügung.
Er gibt uns quasi den Starkstromanschluss zurück, für den wir eigentlich geschaffen sind und den wir brauchen, um loszumarschieren.

Was das bedeutet, wird uns leibhaftig in Jesus vor Augen geführt.
Und - es wird ausdrücklich gesagt, dass das auch uns zur Verfügung steht:
Nicht nur Wort, sondern auch Tat. Nicht nur Predigt, sondern auch Vollmacht in der Praxis.

OriginalQuellen dazu:

Jesus über sich in Lukas 4.16ff: 
Der Geist des Herrn ist auf mir, er hat mich gesandt,
den Armen gute Botschaft zu bringen,
den Gefangenen, dass sie frei sein werden,
den Blinden, dass sie sehen werden,
den Unterdrückten, dass sie aufgerichtet werden.

Jesus sagt zu den Jüngern in Matthäus 10.5ff: 
Macht die Präsenz der Macht und der Liebe Gottes - das ist Herrlichkeit - bekannt, heilt Kranke, werft Dämonen raus, macht unheilbar Kranke gesund und bringt Tote wieder zum Leben.

Jesus zu den Jüngern in Johannes 20.21:
Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch.


Und wie das nun in der Praxis mit Corona aussieht – das möchte ich gerne entdecken!

Das hat mich ermutigt...


Gedanken zu Psalm 33

Vers 12:
Glücklich zu nennen sind die, deren Gott der Herr ist,
und die als sein Eigentum fest zu ihm gehören.

* Im Urtext steht der Name Gottes ausgeschrieben da: JHWH
– das bedeutet: ich bin da, ich bin mit dir, ich bin für dich da.
Wer das in seinem Herzen trägt, kann sich wirklich glücklich schätzen!

* Was bedeutet es, Eigentum des Herrn zu sein – Eigentum verpflichtet, so heißt es doch. Und das sieht offensichtlich auch Gott so. Das heißt, der Herr übernimmt Verantwortung für seine Schöpfung, indem er die coacht, die zu ihm gehören. Er schützt sie, rüstet sie aus, sie können auf ihn zählen, er lässt sie nicht allein.

Vers 13:
Der Herr hat alles im Blick, Er hat alle geschaffen, kennt jedes Herz und achtet auf das, was sie tun.

Vers 16:
Hier hören wir etwas über das Geheimnis derer, die zu Gott gehören.
Sie wissen: Nicht durch politische oder militärische Stärke wird wahrhaft gesiegt. Sondern es ist der Herr, der dahinter steckt, dessen Blick besonders auf denen ruht, die ihm mit Achtung begegnen und voller Zuversicht darauf warten, dass er seine Güte zeigt.

Gedanken zu Güte: Gott hat ein Güte-Siegel, dh. eine bestimmte Qualität, die uns etwas zukommen lässt, obwohl die Umstände dagegen sprechen und wir es nicht erwarten können.

Das sieht dann so aus in Vers 19:
Er will sie vom Verderben retten und sie in existenziellen Problemen am Leben erhalten.

Vers 20:
* Deshalb hoffen wir aus tiefster Seele auf den Herren (JHWH, der bei uns ist), er allein ist unsere Hilfe und die Schutzmauer, hinter der wir uns bergen können.

* An ihm können wir uns von ganzem Herzen freuen
und vertrauen auf seinen heiligen Namen – da ist er wieder, der Name...er ist wie eine heilige Selbstverpflichtung Gottes uns gegenüber, die uns jedes Mal zusagt: ich bin für dich da.

Rekurs auf Vers 4:
Denn das Wort des Herrn ist zuverlässig, treu ist er in allem was er tut.

Das finde ich Weg-weisend...




Ein Wort des neuen Landesbischofs

Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Psalm 46, 2

In diesen Tagen verbreitet das Coronavirus weltweit Angst und Schrecken. Viele Menschen sind vor allem deshalb verunsichert, weil seine tatsächliche Gefährlichkeit nur schwer einzuschätzen ist und es im Moment weder eine Therapie noch einen Impfstoff gibt.

Neben der praktischen Frage, wie man sich angemessen verhält, beschäftigen uns auch tieferliegende Sorgen:
Was trägt in einer schweren Krise wirklich?
Worauf können wir uns verlassen, wenn es darauf ankommt? In wessen Hand ist unser Leben?

Für uns Christen gilt: gute und schlimme Tage, Hoffnungen und Sorgen, unverhofftes Glück und plötzliche Not gehören in unsere Beziehung zu Gott.
Wir wenden uns besonders dann an ihn, wenn wir nicht mehr weiter wissen. Jetzt erleben wir einen solchen Moment. Deshalb klagen wir Gott unsere Not und erbitten wir von ihm Zuversicht und Stärke!

Zugleich sind wir herausgefordert, manche unserer Haltungen zu überdenken. Wie passt unsere Ängstlichkeit im Blick auf uns selbst zusammen mit der Gleichgültigkeit gegenüber der Not anderer?

Was lehrt uns das Coronavirus über unseren Umgang mit Alten und Kranken, Kriegsopfern und Menschen auf der Flucht? Sind wir gleichgültig gegenüber Menschen, denen es schlechter geht als uns? Das beschämt uns!

Darüber hinaus wird uns konkret vor Augen geführt, dass wir unser Leben nicht bewahren können. Diese Pandemie kann alle Menschen treffen. Sie macht uns gleich und damit demütig! Wir können solche und ähnliche Gedanken nur dann zulassen, wenn wir etwas haben, das uns Hoffnung gibt. Zuversicht und Stärke sollen unter uns entstehen. Gottvertrauen baut sich auf, wenn wir unser Leben Gott anvertrauen. Daraus wächst Handlungsstärke im Blick auf das, was jetzt zu tun ist sowie Gelassenheit gegenüber dem, was wir nicht in der Hand haben.

Dazu kann uns dieses Gebet helfen:
Vater im Himmel, ich bitte weder um Gesundheit noch Krankheit, weder um Leben noch um Tod, sondern darum, dass Du über meine Gesundheit und meine Krankheit, über mein Leben und meinen Tod verfügst zu deiner Ehre und zu meinem Heil. Du allein weißt, was gut für mich ist. Du allein bist der Herr, tue, was du willst. Gib mir, nimm mir, aber mache meinen Willen dem deinen gleich. Amen.

Tobias Bilz, Landesbischof