Donnerstag, 9. April 2020

Was ich in diesem Jahr zu Karfreitag denke...



...Karfreitag war bereits damals ein Tag, an dem für eine Gruppe von Menschen
alles auf Null gefahren wurde: Menschenwürde, Hoffnung, Glaube, Vollmacht.
Die Jünger waren am Ende ihrer Existenz. Da war nichts mehr übrig von der Herrlichkeit Gottes auf Erden, von den Wohltaten des heilenden Messias, der 3 Jahre lang umher ging und Gottes Gegenwart mit sich führte.

Den gotterfüllten Zeiten brachte Karfreitag ein jähes Aus, das Ende der Vision vom Reich Gottes.
Und Jesus selbst scheint diese zuletzt entschwunden zu sein, wenn er ausruft, vielleicht schreit: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!?

Alle Möglichkeiten auf Null! Der Mächtigere hat im Namen politischer und religiöser Kräfte gesiegt. Endlich ist der angeblich allmächtige Gott, der diese schwache Welt hervorgebracht hat,
ein für alle Mal disqualifiziert.

Karfreitag zeigt ganz unumwunden die wahren Kräfte, die unsere Welt steuern. Die Macht der Selbstgerechtigkeit ist überwältigend, ihre mitleidlosen Siege werden überall gefeiert.

Das Dramatische dabei: selbst Gott setzt der Zerstörung nichts entgegen.
Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe bleiben die gedemütigten Verlierer.
Wie absolut unvereinbar ist Karfreitag mit einem allmächtigen Gott, der die
Möglichkeit hätte, Leid zu verhindern.

Warum lässt er das zu!?

Sogar hier, wo die geballte Ladung menschlicher Zerstörungsmacht sich gegen
ihn selbst richtet und sich am eigenen Schöpfer entlädt!?

Warum lässt er es zu, dass er als der Ohnmächtige missbraucht wird!?

Wie kann es sein, dass die Ursprungskraft des Lebens selber zum Todeskandidaten wird!?

Das Statement der Schrift lautet beharrlich: Er tat es für uns!

Aber das muss man erst mal verstehen!

Denn hier verdreht sich die gesamte Logik der Welt in ihr Gegenteil.
In wohl einem einzigen Bereich unsres Lebens kennen wir so etwas: Liebe verdreht manchmal die Logik, die wir erwarten, in einer ganz unerwarteten Richtung.

Der Logiksprung an Karfreitag besteht darin, dass es Gott wichtiger ist, uns nicht zu verlieren,
als darauf zu pochen, dass er im Recht ist und uns in unserer Schuld verenden lässt.

Wahre Liebe ist nicht gerecht.
Sondern sie verzichtet auf ihr Recht, um zu zeigen, wie ernst sie es meint mit einer Beziehung,
die wieder geheilt werden kann.

Genau das zeigt Jesus am Kreuz: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.

An Karfreitag zeigt sich die letzte Entschlossenheit der Liebe Gottes zu uns.
Einer Liebe, die das Leiden annimmt, das ihr von den eigenen Leuten zugefügt wird
- weil sie zur Erfüllung durchdringen will.

Die Emmausjünger wurden gefragt: Musste nicht Christus leiden, um zu seiner Herrlichkeit einzugehen?

Was ist mit dieser Herrlichkeit gemeint?

Es ist nichts weniger gemeint, als dass er die Ewigkeit mit uns verbringen will.

Mit jedem, der hört,
mit jedem, der glaubt,
mit jedem, der auf seine Liebe antwortet.

Für Gott wäre es keine vollkommene Herrlichkeit, wenn wir nicht dabei wären. Und er leidet unter jedem, der nicht mitkommt.

Karfreitag ist ein Tag der Entscheidung.

Der endgültigen Entscheidung Gottes für uns.
Und die wird besiegelt mit dem Ostermorgen.

Ich glaube, das nennt man Erlösung.

Old School Gospel:
https://www.youtube.com/watch?v=2QjbglDdPO8
https://www.youtube.com/watch?v=3Sz9w8pUrpM





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