Sonntag, 3. Mai 2020

Glücksbringer in Krisenzeiten


Von Glücksbringern halte ich eigentlich nichts. Dennoch gibt  es
2 Glücks-bringer, die ich unzählige Male in meinem Leben erfahren durfte:
das sind Dankbarkeit und innere Freiheit.

Von beiden handelt der gute alte Psalm 23!

Wenn man diesen Psalm einmal genau auf sich wirken lässt, macht man folgende Entdeckung:Er wurde im Wissen um große Bedrängnis geschrieben.

Das ist erstaunlich, denn auf den ersten Blick scheinen uns die Worte des Psalms aus einer Welt zu sprechen, die von Sorgen, Mühe und Leid nichts zu wissen scheint - von saftigen Wiesen und frischem Wasser ist da die Rede.

Aber nichts wäre verkehrter, als anzunehmen, der Psalm würde von einer heilen Welt sprechen.
Derjenige, der diese Zeilen geschrieben hat, stand keineswegs immer auf der Sonnenseite des Lebens, sondern wußte um schwere Krisen. Deshalb zeigt uns der 23. Psalm, wie jemand mit großer innerer Freiheit und dem Blick auf die richtigen Dinge sein Leben in den Griff bekommt.

Äußere Freiheit: Die können wir uns in unserer von Krisen, Macht und Gegeneinander durchsetzten Welt nicht immer aussuchen.
Daher ist zu allererst die innere Freiheit von größter Bedeutung.
Die innere Unabhängigkeit von äußeren Umständen, die oft nur bedingt veränderbar sind.

Oft ist es geradezu erst die innere Freiheit, die uns in die Lage versetzt, die äußeren Umstände in einem anderen Licht zu sehen oder gar zu verändern. Diese innere Freiheit ist es, mit der wir auf dieser Welt wirklich lebensfähig und krisenfest werden können.

Wir haben es doch Jahrzehnte lang selber erlebt, dass trotz größter äußerer Freiheit so viele Menschen innerlich gebunden sind, dass sie die Schönheit der Welt und die äußere Freiheit gar nicht genießen können.

Bei David, dem Beter des 23. Psalms, ist es umgekehrt:
Er kennt und erlebt äußerliche Bedrängnis, aber er hat eine unerschütterliche innere Gewissheit: Gott ist mein Hirte - mir wird nichts fehlen.

Da mag man sich fragen, wie einer, der in Bedrängnis lebt und ein Gebet spricht, vom frischen Wasser und von saftigen Weiden redet, die ihn umgeben? Wieso formuliert er sein Gebet so,  dass man auf den ersten Blick meint: Dem geht es doch gut!?

Ich glaube, dass dahinter eine tiefe Weisheit steckt: Gerade in Zeiten der härtesten  Not vergisst der Beter nicht, was Gott kann und was Gott für ihn bedeuten will.

Diese Bezogenheit auf Gott ist ein unschätzbarer Schlüssel, wenn es darum geht, Krisen auszuhalten und zu überwinden:
Sich auf Gott besinnen, das ist der wichtigste Schlüssel zur Freiheit.

Ein Mensch, der nur von sich selber her denkt und von sich aus alles in den Griff kriegen will, wird niemals frei, jedenfalls nicht im innerem Sinne.

Darum ist es wichtig, gerade in schwierigen Zeiten seinen Blick nicht gefangen nehmen zu lassen von all dem Negativen, das einen umfängt,

Leicht fällt das nicht, aber ein erfülltes Leben ist weniger eine Gefühlssache als vielmehr mit der Frage verbunden: Worauf richte ich meine Aufmerksamkeit, wohin richte ich meinen Blick?

Jemand sagte einmal: Du wirst das (werden), was du (häufig) anschaust!

Lasse ich mich von der Angst des Negativen inspirieren, das mich gerade gepackt hat, oder kann ich mich inmitten des Bedrohlichen auf Gott besinnen und ihm vertrauen, dass er schon schwierigere Dinge gelöst hat?

Das Leben beinhaltet beides: grüne Wiesen und dunkle Täler, gute und böse Tage. Und oft liegt beides nahe beieinander: ein voll gedeckter Tisch und gleichzeitig Situationen, die mir das Leben schwer machen. Der Blick auf Gottes Hilfe und Versorgung gibt uns die Kraft, die schweren Zeiten zu überstehen. Dieses Vertrauen auf Gott ist der wichtigste Schlüssel zur Freiheit.

Archimedes, der wohl bedeutendste Mathematiker der Antike, sagte einmal: Gebt mir einen festen Punkt und ich werde die Welt aus ihren Angeln heben!

Er meinte dies ganz wörtlich: Mittels der Hebelgesetze wollte er buchstäblich den ganzen Globus in Bewegung setzen. Alles, was er dazu bräuchte, sagte er, sei ein fester Punkt im Weltall und ein entsprechend langer Hebel.

In übertragenem Sinn gilt das für unser ganzes Leben: Wenn wir den richtigen Haltepunkt haben, können wir unglaublich viel tragen - und sogar bewegen.

In guten Tagen erscheint uns das freilich nicht so notwendig. Freiheit heißt dann für uns, uns frei bewegen zu können auf der Welle, die uns gerade angenehm trägt.

Freiheit aber in bösen Tagen – was heißt das? Freiheit in bösen Tagen bedeutet: Trotz aller widriger Umstände durchgetragen werden - und sogar etwas bewegen können.

Darum hängt in bösen Tagen geradezu unsere Existenz davon ab, einen festen Punkt zu haben, von dem aus wir all dies bewerkstelligen können.
Der 23. Psalm bietet dem Glaubenden als archimedischen Punkt eine zentrale und unumstößliche Gewissheit an. Diese unumstößliche Gewissheit lautet: Du HERR bist bei mir! Von diesem Satz aus ist der Beter offensichtlich in der Lage, sein Ergehen zu tragen und sein Leben zu gestalten.

Wer diesen Fixpunkt in seinem Leben hat, für den wird es zweitrangig, ob er sich gerade auf einer grünen Wiese am frischen Wasser befindet oder in einem dunklen Tal. Natürlich ist das erstere angenehmer!
Aber – jemand sagte einmal: Christen gehen lieber mit Gott durch das dunkle Tal als ohne Gott durch grüne Auen.

Der Beter des 23. Psalms sagt: Ich gehe zwar durchs dunkle Tal, aber ich habe keine Angst! Warum hat er keine Angst?  Weil er einen Fixpunkt hat! Er weiß: Gott ist bei ihm. Dieser Gott führt ihn nicht an den dunklen Tälern vorbei - er führt mitunter gerade in sie hinein.
Aber das Tröstliche: Er führt durch die Dunkelheiten hindurch,
lässt die Seinen nicht los und führt sie auch wieder heraus.
Darum kann der Psalmist sagen: Gott ist mein Hirte, mir wird nichts fehlen.

Und dann noch der letzte Vers: Gutes und Wohlwollen werden mich mein Leben lang begleiten! Das ist kein Schönreden der Probleme, das ist Glaubensgewissheit.

Wer weiß, dass Gott bei ihm ist, braucht vor nichts und vor niemandem mehr Angst zu haben. Er hat den Haltepunkt gefunden, von dem aus er seine Welt neu gestalten kann. Ein solcher Mensch ist wahrhaftig frei.
Der Gott der Bibel führt immer in diese Freiheit!

Und da ist er noch mal – der gute Psalm 23:

Gott, der HERR, ist mein Hirte.
Darum wird es mir an nichts fehlen.

Er weidet mich auf saftigen Wiesen und führt mich zum klaren Wasser,
Er erfrischt meine Seele und zeigt mir den richtigen Weg
- so, wie er es versprochen hat,

Obwohl ich durch manch finsteres Tal hindurch muss, habe ich keine Angst - weil DU bei mir bist. Dein Hirtenstab macht mir Mut.

Du deckst für mich einen reichgefüllten  Tisch, selbst dann, wenn mir die Probleme über den Kopf wachsen.

Du überschüttest mich mit deinem Segen und füllst meinen Becher bis zum Rand.

Viel Gutes und Dein ganzes Wohlwollen werden mich mein Leben lang begleiten - und ich darf für immer bei Dir bleiben.